Sonntag, 13. November 2011

Antwortschreiben Thema Beruf und Pflege

Antwortschreiben zum Thema: Vereinbarkeit von Beruf und Pflege.....


Von: Lothar Schwarz [mailto:info@lothar-schwarz.de]

Guten Morgen ..........,

ich finde es sehr gut, daß Du da in Hannover vor Ort warst. Es ist immer wieder zu beobachten, daß in solchen Kreisen sog. „Fachleute“ sitzen, die theoretisches Wissen haben, von der Praxis aber keine Ahnung haben. Ausserdem  gehören sie oft auch zu den Menschen, die doch ein gutes Auskommen und Einkommen in diesem Land haben und die dringenden Sorgen von z.B. Pflegenden Angehörigen gar nicht einschätzen können und vielleicht auch nicht wollen.

Ich bin nicht der gute Rethoriker und zudem würde ich wohl bei Hart aber Fair wohl aus der Haut fahren müssen. Nach 12 Jahren stellt sich doch bei uns die Frage: Was ist da eigentlich los. Wir können längst nicht mehr so tun, als ginge es um ein paar Verbesserungen. Ich habe ausgerechnet, daß uns seit 2000  ca. 27 % Einkommen weggebrochen sind. Das ist eine Katastrophe, auf die ich immer und immer wieder hingewiesen habe. In der gleichen Zeit haben doch so einige Leute, wie z.B. Politiker das was wir verloren haben aber dazubekommen oder genommen. Mit solchen Leuten nun an einen Tisch zu setzen und nett über ein paar Verbesserungen zu reden fällt mir sehr, sehr schwer. Irgendwann müsste ich so Leuten sagen, was ich von Ihnen halte. Meine Grundüberzeugung ist, daß wir Alle ganz kräftig vereimert werden und wir das Diskussionsspielchen  auch noch mitmachen. Ich bin gerne dafür, daß Tacheles gesprochen wird. Und da gäbe es dann viel zu sagen.

Die Angleichung der Pflegesachleistung ans Pflegegeld….so muß unsere Forderung an erster Stelle aussehen. Gerade Frauen haben doch so lange dafür kämpfen müssen wenn es darum ging ( aber heute auch noch geht ), daß gleiches Geld für gleiche Arbeit bezahlt wird. Bei uns pflegenden Angehörigen aber wird das gänzlich aussen vor gelassen. Aber nicht bei einem egoistischen und zum Erbrechen frechen Unternehmer wird das so durchgezogen. Es ist dieser Staat, der hier Unterschiede macht, die vollkommen unbegründet sind im Übrigen !Von wegen dort die ausgebildeten Kräfte und hier die Laien quasi. Wenn bei uns die Pflegekräfte beim kathetern nicht weiterwissen, wenden sie sich an mich, weil ich das seit über 12 Jahren eben beherrschen muß aus den unterschiedlichsten Gründen !

Wir müssen die Verantwortlichen erinnern, daß sie den Gleichheitsgrundsatz zu beachten haben. Was uns gegeben wird, gelassen wird – ganz offiziell – ist sittenwidrig !  Ich habe errechnet, daß eine Sozialstation für die gleiche Arbeit, die ich verrichtet habe 500 000 Euro in 12 Jahren mehr bekommen hätte, wie ich ! ( So denn jemand für die Kosten aufgekommen wäre ). Aber man kann da noch mehr Rechenbeispiele anstellen. Was heraus kommt, kann man unter:


nachlesen.

Ich habe auch den „großen“ VdK ( wir sind Mitglied dort ) angegriffen. Da werden ein paar Euro Verbesserung als „Erfolg für den Verband“ groß angepriesen, während man nicht erwähnt, daß die Menschen seit Jahren Realeinkommensverluste hinnehmen müssen. Wie geschrieben, ich habe errechnet, daß das bei uns 27 % seit 2000 waren. Das System ist dabei so perfide geworden, daß die Menschen, die sich am wenigsten wehren können, am stärksten betroffen sind. Das hat sich bei den Zusatzbeiträgen zu den Krankenkassen gezeigt. Was sich dort zugetragen hat, habe ich als Anhang angefügt. Ein Skandal hoch 10 !

Vielleicht kannst Du erahnen, daß ich für diese Leute kein guter Gesprächspartner wäre !  Mir wird zuviel Wischi-Waschi geredet !  Wir reden und reden und können noch nicht einmal den Status quo erhalten. Wir werden selbst von Sozialverbänden noch für dumm verkauft. In der Situation muß so denke ich einmal die grundlegende Frage gestellt werden: Was wird hier mit den Ärmsten der Armen getrieben !  Da ist aber auch die Gesellschaft insgesamt angesprochen. Dazu habe ich auch sehr viel geschrieben !

Die Materie ist für viele – einfache – Menschen gar nicht mehr verständlich. Viele wissen gar nicht, was Pflegende Angehörige machen und wovon sie leben. „Alles“ ist doch bei uns „irgendwie“ geregelt, meinen sie. Das stimmt im Bankenbereich z.B. schon noch. Denn die sind „systemrelevant“ ( das Wort wurde von mir als das Unwort des Jahres 2009 vorgeschlagen ). Es zeigt, daß man seit Jahrzehnten eine Politik betreibt, die sich nicht an den Menschen orientiert, sondern nur die Interessen von Wirtschaft und Kapital vertritt. Mit verheerenden Folgen für die ganz unten. Denn dieses perfide System hat es tatsächlich fertig gebracht, Menschen, die arbeitslos, behindert etc. sind als „Schmarotzer“ als die darzustellen, die „nur Kosten“ verursachen und wermöglich sogar an Schwierigkeiten schuld sind. Nicht die zocken sind das Problem, sondern die, die dadurch in Schwierigkeiten kamen !  Ich bin kein guter Rethoriker aber ein guter Beobachter und Rechner und ich weiß, wovon ich schreibe . Ich lehne gesalbte Worte auch eines Bundespräsidenten ab, nachdem wir als Pflegende Angehörige so „wertvolle Arbeit“ leisten. Er, der sich mit Freunden wie Maschmeyer auch noch brüsten, der armen Leuten auch noch den letzten Cent aus der Tasche zieht ( siehe Berichterstattung darüber ). Ich hae ihm geschrieben, daß ich jungen Menschen nicht rate, sich sozial zu engagieren !  Man kann dabei selbst in große Schwierigkeiten kommen und keiner hilft dann auch der Bundespräsident nicht, der lieber bei denen ist, die sich an armen Menschen noch bereichern (Maschmeyer ). Ich glaube kaum, daß dieser Bundespräsident sich mein Freund nennen wird ! Ich nenne ihn aber auch nicht meinen Freund, soviel Selbstbewusstsein habe ich schon noch – und würde seine Freundschaft auch ablehnen !

Jetzt wurde die mail doch länger wie geplant. So geht es mir immer. Je größer die Ungerechtigkeiten, je länger die Schreiben und die sind zwischenzeitlich sehr lange.  Über die angegebene Internetseite kann man dann auch noch mehr erfahren, welche Aktivitäten ich sonst noch betreibe. Im Sommer gab es ja auch die sog. „Spendentour“, die nach Berlin führte in den Bundestag !  Wir werden kaum weiterkommen, wenn nicht der Druck mehr wird.

Mit freundlichen Grüßen

Lothar







Von: Lothar Schwarz [mailto:info@lothar-schwarz.de]
Gesendet: Mittwoch, 26. Oktober 2011 15:51
An: ( Name ist uns bekannt )
Betreff: Vereinbarkeit von Pflege und Beruf

Sehr geehrte Frau (Name ist uns bekannt ),

auf Umwegen habe ich erfahren, daß Sie Material zu dem o.g. Thema suchen.

Zuerst: Jeder Pflegefall ist individuell zu betrachten !

Ich pflege seit über 12 Jahren eine Schwerstbehinderte. Anfangs hatte ich noch einen kleinen Betrieb. Jahrelang habe ich jeden Tag auch sonn und feiertags 14-16 Std. gearbeitet. Dabei konntee ich aber nicht verhindern, daß der kleine Betrieb zugrunde ging, was gesondert einmal aufgeführt werden müsste. Es gibt in diesen Fällen keinerlei Rücksichtnahme, auch von Behörden nicht. Bis heute habe ich mit den Nachwirkungen zu tun. Dabei kommt aber kein Geld mehr dabei rüber.  Wir haben es heute mit den Nachwirkungen zu tun, die aus Ignoranz, Unverständnis, Zahlungsrückständen, Kriminalität und Vandalismus bestehen, wobei wir auch hier keinerlei Verständnis von Behörden gehabt haben. Im Gegenteil !  Man hat uns Steine in den Weg gelegt wo es nur ging. Skandal an Skandal reihte sich aneinander….aber es hat niemand interessiert !

Wenn die Umstände so sind wie bei uns, wo ein junger Mensch verunglückt, der noch keine Vorsorge getroffen hatte für Unfälle und dergleichen sieht es eben anders aus, wie bei anderen Pflegesituationen. Deswegen mein Einwand: Jeder Fall muß individuell betrachtet werden. Das wird es aber nicht, um es hier gleich deutlich zu schreiben !

Nach 12 Jahren und das können Sie mir glauben, bin ich Fachmann auf dem Gebiet : Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.  Die Gesetzgebung im Übrigen macht auch hier wieder den Fehler, daß eine individuelle Betrachtung nicht vorgenommen wird. Es werden Regelungen vorgenommen, die für ältere Menschen wohl eine Verbesserung bringen könnte. Was aber durchaus zu einer Verschlechterung der Lage bei solch gelagerten Fällen wie bei uns führen könnte. Denn Gestzgebungen haben oft solche Nachteile, wie wir aus nunmehr langjähriger Erfahrung wissen ! Deshalb meine Intervention: Es müssen sehr gute Regularien für Langzeit-Pflegen her. Die Politik schiesst sich derweil auf kurze Pflegezeiten ein !

Mit freundlichen Grüßen

Lothar Schwarz ° Ettenheimerstr.9 ° D-77975 Ringsheim



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